OP

Die Operation in 2 Schritten

Die einzig wirksame Behandlung des Grauen Stars ist die Operation, die heute fast ausschließlich ambulant durchgeführt wird. Eine medikamentöse Behandlung oder Prophylaxe, z.B. mit Vitaminen, ist nicht möglich! Die Operation des Grauen Stars – seit altersher Staroperation genannt – ist eine der häufigsten Operationen in der gesamten Medizin; sie wird jährlich weltweit bei Millionen von Patienten durchgeführt. Ursache ist die steigende Lebenserwartung und, daraus resultierend, die steigende Zahl von Patienten mit Altersstar.

Vorsicht: Das Live-Video rechts ist nicht geeignet für „zart besaitete“ Personen.

Die Operation wird bei uns durch den Augenarzt Priv.-Doz. Dr. Volker Hessemer, die Augenärztin Dr. Silke Müller und den Augenarzt Georgios Triantafyllou durchgeführt.
Der Operateur arbeitet sitzend an einem stark vergrößernden OP-Mikroskop (siehe Abbildung Staroperation mit OP-Mikroskop). Der Patient wird steril abgedeckt, incl. des nicht-operierten Auges. Das OP-Auge wird durch einen Lidöffner offen gehalten, die Pupille ist medikamentös erweitert. Der Patient kann keinerlei Operationsdetails wahrnehmen.

Die 2 Schritte der Staroperation sind:

  • 1. Entfernung der getrübten Linse
  • 2. Einpflanzung einer Kunstlinse

1. Schritt: Entfernung der getrübten Linse

Mit einem ultrascharfen Messer führt der operierende Augenarzt am seitlichen Rand der Hornhaut einen ca. 2 – 3 mm kleinen Starschnitt durch (siehe Abbildung Kleiner Starschnitt). Dann wird eine visköse Flüssigkeit in das Auge injiziert, die als Schutz für die empfindlichen Strukturen des Augeninneren dient. Im Anschluss wird die vordere Linsenkapsel kreisrund entfernt (Kapsulorhexis).

Danach wird über den Starschnitt eine Ultraschallsonde in das Auge eingeführt, und die getrübte Linse wird mit Ultraschall verflüssigt und abgesaugt – sog. Phakoemulsifikation. Die Abbildung Phakoemulsifikation = Linsenverflüssigung mit Ultraschall zeigt die seitlich ins Auge eingeführte Ultraschallsonde und ein Linsenhäkchen (am oberen Bildrand). Der Linsenkern ist in diesem OP-Stadium schon zum großen Teil entfernt.

Nach abgeschlossener Phakoemulsifikation bleibt von der Linse nur der hintere Teil der Linsenhülle – die sog. hintere Kapsel – stehen, um die im zweiten Schritt der Staroperation einzusetzende Kunstlinse abzustützen.

Bei der laserassistierten OP des Grauen Stars werden Teilschritte mit einem Laser durchgeführt. Diese Technik wird deutschlandweit in weniger als 2% der Fälle angewendet und ist – im Gegensatz zur oben beschriebenen klassischen Methode – nicht der derzeitige Stand der Kataraktchirurgie in Deutschland.

2. Schritt: Einpflanzung einer Kunstlinse

Nach Entfernung der getrübten Linse wird vom operierenden Augenarzt eine Kunstlinse hinter der Pupille – in der hinteren Augenkammer – eingepflanzt (implantiert). Eine solche Hinterkammerlinse (Abbildung Hinterkammerlinse) besteht aus einem zentralen Scheibchen (Optik) und zwei Bügeln zur Verankerung der Linse. Der Optik-Durchmesser beträgt ca. 6 mm, der Linsen-Gesamtdurchmesser ca. 13 mm. Die Kunstlinse muss nicht eingenäht werden – sie fixiert sich selbst durch die Eigenspannung ihrer elastischen Bügel und wächst später im Kapselsack fest.

Um eine Kunstlinse mit den genannten Dimensionen durch einen kleinen Schnitt von nur 2 – 3 mm implantieren zu können, muss die Linse faltbar sein (siehe Abbildung Faltbare Kunstlinse), d.h. aus flexiblem Material bestehen (meistens Acrylat).

Eine faltbare Kunstlinse wird mit einem speziellen Instrument (Pinzette oder Injektor) gefaltet, im gefalteten Zustand in die hintere Augenkammer eingesetzt, wo sie sich sofort wieder entfaltet.  In der Abbildung Faltlinsen-Implantation mittels Injektor ist dies gezeigt. Nach Implantation einer Faltlinse ist keine Naht zum Verschluss des sehr kleinen Starschnitts erforderlich. Diese nahtfreie Kleinschnitt-Technik (Literatur 11 und 26) hat wesentlich dazu beigetragen, dass die Operation des Grauen Stars heute fast ausschließlich ambulant durchgeführt wird.